Posts Tagged ‘Bücher’

Ein Buch, sein Autor und eine Leserin.

Donnerstag, März 19th, 2015

gottespartitur

 

Warum eigentlich „Die Gottespartitur“ von Edgar Rai?

Ich hätte das Buch wahrscheinlich nie gelesen. Wäre wohl nie drauf aufmerksam geworden außer durch Zufall. Gibt es Zufall? Oder doch nur Schicksal?

Ein Freund von mir wohnt in Lübeck. „Auf der Insel“. Altstadt. Letztes mal hatte es nicht geklappt, deswegen wollte ich dieses Mal auf jeden Fall dabei sein. Bei der Kiesauer Literaturnacht in Lübeck. Dass ich DEN Autor und DAS Buch kennen gelernt habe lag auch nur daran, dass eben er bei T gelesen hat. Und nicht jemand anderes.

Ich war neugierig. Lesungen direkt vom Autor finde ich immer spannend. Wie präsentiert jemand sein Buch? Liest er nur vor? Inszeniert er es? Inszeniert er sich? Wieviel vom Drumherum wird erzählt? Und wie ist das Buch? Werde ich es lesen wollen?

Die Beschreibung des Buchs fand ich interessant. Das Foto vom Autor fand ich nicht so ansprechend. Egal. Ich wollte auf jeden Fall zur Lesung in T’s Wohnung.

 

Mit einer Freundin ging es von Hamburg nach Lübeck, ein entspannter Wochenendausflug. T holte uns am Bahnhof ab und wir legten erstmal die Taschen bei ihm ab. Ein kleiner Stadtrundgang – T setzte uns in einem Kaffee ab, um dann schnell nach Hause zu gehen und den Rest für die Lesung vorzubereiten. Lübeck ist ein schönes Städtchen. Es erinnert mich ein bisschen an Brügge. Wir sind im Zickzack zu T’s Wohnung zurück gelaufen. Und waren mit die ersten, die hochkamen. Und da war er also. Edgar Rai. T hatte schon gesagt, dass er groß ist. Angenehm überrascht war ich, einen Mann zu sehen, der besser als auf dem Foto aussieht. Sympathischer.

 

Die Lesung, der Autor und das Publikum.

25 verkaufte Tickets und ein durchmischtes Publikum. Die meisten älteren Semesters, wenige so um die 40 Jahre. Zum Teil extravagant, zum Teil alternativ, auch ganz normal – auf jeden Fall alle interessiert.

Edgar Rai machte erst eine Einführung, plauderte über das Buch und dies und das – ein sehr angenehmer Einstieg. Sympathisch.

Dann begann er zu lesen. Gute Stimme. Die vorgelesenen Zeilen entführen mich. Lassen Bilder erscheinen. Ich sehe ihn, wie er liest, folge ihm, studiere ihn und gleichzeitig bin ich am Ort des Geschehens in seinem Buch. Immer mal wieder muss ich lachen. Mir gefällt, was ich höre.

Schnell fliegt die Zeit und als er den Part des Vorlesens beendet, spüre ich deutlich in mir den Drang „mehr!“. Ok, das Buch werde ich also lesen müssen.

Fragen und Antworten füllen noch einige Minuten. Sehr spannend. Vor allem für mich, die ich auch schreibe. Wenn auch bisher keine Bücher. Er ist sehr offen und gibt gerne Antwort und Auskunft. Ein guter Austausch zwischen Autor und Zuhörern.

Dass Edgar so eine Buchschreibmaschine ist, ist beeindruckend, wenn auch nicht einschüchternd. Ich sage Edgar, ohne zu wissen, wer er wirklich ist. Der geheimnisvolle Mann mit 4 Künstlernamen.

Nachdem die meisten Gäste gegangen sind, bleiben nur die Gastgeber, der Autor und wir 3 Frauen zurück. Schauen noch kurz unten in der Wohnung vorbei und gehen dann zusammen zum Treffpunkt aller Literaturnacht Beteiligten. Ein Nachtspaziergang durch Lübeck mit weiterem Gespräch mit dem entspannten Herrn Rai.

Im Kartoffelkeller setzen wir uns zusammen an die Ecke eines Tischs und weiter geht die Unterhaltung und der Austausch. Danke nochmals für Wasser und Wein.

 

Das Buch und ich.  

Ich kaufe das Buch wenige Tage später und da ich es nicht mag, immer nur wenige Seiten zu lesen, wartet es ein paar Tage, bis es am ersten richtigen Sonnentag mit mir in den Park geht. Dadurch, dass Edgar einiges vorgelesen hat, habe ich gewissen Vorsprung – einzig den Herzanfall lese ich nach. Dann weiter im Text. Und wie schon beim Zuhören: schnell tauche ich ein. Ich mag den Stil und ich mag, was ich lese, welche Geschichten vor meinem inneren Auge spielen.

Bis zur Hälfte des Buchs komme ich, dann geht die Sonne weg. Wieder heißt es warten. Weil: ich lese ja ungern nur 5 Seiten. Das nächste Wochenende. Und wieder der Sonntag. Schließlich bin ich durch. Bin durch die Literaturwelt gestreift und durch die heiligen Gänge geschlichen. Habe ehrfurchtsvoll alte Handschriften in Händen gehalten und war an zwei Orten gleichzeitig. Die Protagonisten haben Gestalt angenommen. Ich habe mit ihnen den Moment gelebt. Erlebt. Und dann liest man den letzten Satz. Das Buch ist zu Ende. Und langsam kommst du in die Realität zurück. Denkst an die Literaturnacht und an das, was du gerade gelesen hast.

Es lässt mich lächeln. Er lässt mich lächeln. Es ist ein Lächeln, was von innen kommt, etwas Tiefes, Konspiratives hat. Es überfällt einen. Ergreift Besitz von den Lippen, lenkt sie. Ich spüre die Spannung auf den Lippen, die etwas zu trocken sind. So intensiv ist das Lächeln. Wie gesagt: es kommt von innen. Ein gutes Gefühl. Tiefe Zufriedenheit. Der pure Moment.

Ich habe oft gelächelt, während ich das Buch gelesen habe, manchmal auch gelacht. Es hat so einige Sequenzen, die ich mir am liebsten angemarkert hätte.

Ich denke, jeder findet so seinen Moment in dem Buch, der zu ihm passt. Zum eigenen Leben passt. Oder zu den eigenen Träumen passt.

Kopfkino oder Wirklichkeit…

„Sie schiebt sich an ihm vorbei, und dann weiß er, was an ihr sich verändert hat und weshalb er es eben nicht sagen konnte. Es betrifft das Kleid unter ihrem Mantel. Sie trägt es nicht mehr. Er schließt die Tür. Aus dem Bad fällt ein Lichtstreifen ins Zimmer. Von draußen kommt noch eine Prise Halbmond hinzu. Der Rest ist wärmende Dunkelheit.

Sie stellt ihre Handtasche auf den Stuhl, verharrt einen Moment, lässt den Mantel von den Schultern gleiten und ist nur noch von ihren Schuhen und einem schwarzen Seidennegligé bekleidet. Sie lächelt dieses Lächeln, das eine Frau nur hinbekommt, wenn sie sich vor dir entblößt, sich dir darbietet, volles Risiko geht. Die Tat an sich verdient bereits Verehrung und sollte jeden Mann Dankbarkeit lehren.“

 

Und worum geht es eigentlich?

Den Einblick in das Leben eines misanthropischen und übellaunigen Literaturagenten, der wohl etabliert in der Literaturwelt Fäden zieht, umworben und belästigt wird. Es scheint als würde einzig seine Assistentin ihm das (Arbeits-)Leben erträglich machen. Und dann kommt da dieser junge Mann mit diesen diffusen Andeutungen. Erst ignoriert der Agent ihn, doch dann gibt es den Moment, der alles ändert. Und der Literaturagent wandelt sich zum Geheimagent, der sich seiner Jugend erinnert und sich der Herausforderung des Geheimnisses stellt. Weg von der Literaturwelt hin zu einer Art Suche nach dem heiligen Gral. Akribisch folgt er den Spuren, bis er ein ganzes Bild entstehen lassen kann. Er schreibt seine eigene Geschichte, ohne sie zu schreiben.

gottespartitur_back

 

http://www.berlinverlag.de/buecher/die-gottespartitur-isbn-978-3-8270-1149-7

 

 

in-between the most wanted pages of a life

Dienstag, Februar 24th, 2015

Hm… doesn’t work with my PAL/NTSC player… must be one of the BETA tapes for broadcasting…

oh wait! no! it’s a book!

Ray_Tape

 RAY COKES

MY MOST WANTED LIFE

ON-SCREEN, OFF-SCREEN AND IN-BETWEEN

THE AUTOBIOGRAPHY

 

An open letter to you, Ray:

Just so deeply devouring your book that I didn’t get any of the intentions of my next to me seated neighbour in train to make me stand up letting her out.

in-between. That’s how it feels like. Or like a dive into the deep sea. I’m just wondering how people do feel/understand your lines who don’t work in creative ways. If you’re a creative mind life is different. It really is. You get more impressions and you see more light and also more darkness. Well – that’s how it feels like to me. I find myself often lost in music, in writing, films, …  Anyone who gets lost has a different perception. And of course also a different sense of self. As a creative mind you have to hog the limelight if you want to achieve applause / an audience. Maybe you have tendency to be more self destructive. Just to tell from my point of view.

You, as writer of „My Most Wanted Life“ telling your story, show the reader of your book more than a sneak through the keyhole. You take the reader by the hand, leading him or her through your hard lived rollercoaster life. It starts quite easy with your youth, the family. Takes one into the kitchens of different hotels and restaurants, makes you travel Europe. Feeling like a punk. Rebellious.

The TV stage enters the scene – the point where the connection of most readers exists. Knowing you by Most Wanted. I absorb the stories while reading. Consume them. The crazy 90s. So much happened in this decade. You give such a personal view into your life. But to me the most important part / conclusion is to tell anyone that it is the past. An important part of your life which had glory inebriated scenes as well as many struggles to fight. Getting this intimate informations makes the reader feeling familiar. Broken heart, crazy times, wild life, searching for your inner self – many know that. Made the experience in their lives.

You show how life can change anytime and that therefore it’s up to anyone to spot and catch the wonderful moments. I always put the nice moments in my treasure chest like a pirate. In bad times I open it, fetch a little glance of those moments and can smile again.

Much more than a reading had been your – well, how to say – presentation of your book on 7th December 2014 in Hamburg. Finally released a few weeks before, you and your book – your life – had been on stage. And as always seeing you on stage: it had been a pleasure. Cheeks and tummy hurting by all the laughing. It is as you tell in your book – as an English guy the jokes on you work fine. You are a god of improvisation and really so easy professional if something doesn’t work on stage or if you have strange acting guests.

The title of your book couldn’t have been better chosen. The much you pull the reader into your life the more you keep the distance of an English gentleman.

And I do guess it is because you clearly say that the past times are past – and you just open the curtain for your audience what to look for.
Well then… looking for it!

Wishing you all the best, always nice audiences, collecting wonderful fulfilling public and private moments. Wherever it takes you…

Thank you for writing this book.

Seite 153: „Und was trinken wir jetzt? Kaffee, Grappa, Brandy?“

Mittwoch, Juni 11th, 2014

 

bottles

 

Ich habe am Wochenende „Zwischen Rotwein, Filetsteak und Popstar-Neurosen“ von Steve Blame gelesen, nein vielmehr verschlungen und jetzt geht es mir so, wie nach einem guten Essen. Ich bedaure, dass ich es zwar sehr bewusst, aber doch so schnell gelesen habe. Bei einem guten Essen bedaure ich, dass alles gegessen ist und würde gern das gleiche Menu nochmal von vorne beginnen, um es dann wirklich vollkommen zu genießen. Klar kann ich (im Gegensatz zum Essen) wieder in das Gespräch der Herren Blame, Dossche und Gronbach eintauchen und mich – wie der Kellner – dazusetzen und gebannt auf die Reflexionen und Diskussionen warten, nur um selbst parallel auch zu reflektieren.

Schon auf dem Buchrücken steht, dass es so sei, als säße man mit am Tisch. Ein Gespräch, moderiert/kommentiert von Steve Blame, der als Gastgeber auch das Thema vorgibt. Als Basis einige Interviews mit bedeutenden Künstlern, dazu der Bezug zum eigenen Leben, die Reflexion und der Austausch an diesem Abend mit einem Psychoanalytiker und Musiker (Dr. Guido Dossche) und einem Anthroposophen und Autoren (Sebastian Gronbach). Steve beschreibt schon im Vorwort ausführlich, wie es zu diesem Abendessen, dieser Gesprächsrunde kam und dass für ihn jeder Mensch kreatives Potenzial hat, was sich nur jeweils anders äußert.

 

Von Kreativität und sich Verlieren.

Jeder Mensch hat sein eigenes Leben, macht Erfahrungen, die sich ins Leben schreiben. Verankern. Ihn prägen. Die Erziehung, das Aufwachsen, Erwachsen werden, Erwachsen sein. Leben. Ich weiß nicht, ob ich das mit dem Kreativsein unterschreibe. Wobei – das Potenzial ist sicher in jedem. Das sieht man bei jedem Kind, was noch mit aller Fantasie und völlig frei zwischen verschiedenen Rollen und Personen wechselt. Von Pirat zur Prinzessin zum Chefkoch und Gastgeber oder doch alles gleichzeitig. Kinder verlieren sich im Moment. Zeit ist relativ. Wir Erwachsenen können das oft nicht so einfach. Das sich absolute Verlieren. Wenn ich schreibe, verliere ich mich, tauche ein in eine ganz andere Welt. Wenn ich ein gutes Buch lese, genauso. Ich verliere mich auch, wenn ich Musik höre. Wenn ich tanze. Doch wie exzessiv ist es? Ich vergesse Zeit und Raum und es ist mir völlig egal, welche Termine am nächsten Tag anstehen, und doch: im Endeffekt finde ich mich in der geregelten Welt wieder. Vielleicht bin ich gerade in der Phase, herauszufinden, was meine emotionale Vaseline ausmacht.

 

Das Filetieren eines Lebens.

Steve Blame analysiert zusammen mit Guido Grossche und Sebastian Gronbach anhand von 10 Kapiteln und verschiedenen Interviews, die er geführt hat, sein eigenes Leben. Man kann nahezu sagen, dass Steve filetiert wird. Man taucht ins Gespräch ein, in die Szenen der Interviews – ich habe mich im Buch verloren. Jeder Mensch vergleicht sich gerne. Und während Steve Parallelen zu den Künstlern aufgezeigt hat, habe ich nach Parallelen zu mir, zu meinem (kreativen) Leben gesucht.

Ein Freund von mir meinte mal, egal zu welchem Leben man sich entscheide, man käme nie um den seelischen Mariannengraben herum. Als Kreativer ist das vielleicht noch intensiver, weil man sich mehr hinterfragt, mehr reflektiert.

Ist es das, was die Kreativität ausmacht? Dass man nichts als gegeben hinnimmt, sondern immer wieder sich und das Umfeld reflektiert?

Wenn man den Herren Blame, Grossche und Gronbach so „zuhört“ und sich derweil automatisch die eigenen Gedanken entwickeln, der Bezug zur Musik und den Künstlern alles miteinander verknüpft, dann wird einem nochmals mehr bewusst, was das Leben ausmacht. Was uns prägt und was wichtig ist. Und dass Kommunikation und sich Austauschen ein großer Part davon ist.

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Ich habe mich in „Zwischen Rotwein, Filetsteak und Popstar-Neurosen“ verloren und wiedergefunden.

Das Buch ist im gonzo-verlag erschienen. http://www.gonzoverlag-shop.de/gonzoverlag/steve-blame-zwischen-rotwein-filetsteak-und-popstar-neurosen/

 

SteveBlame-Gonzo

 

„Unverkäuflich!“ – Mehr als ein Buch.

Dienstag, Juni 19th, 2012

„Unverkäuflich!“ könnte genausogut „Unbezahlbar!“ heißen, das weiß man nach der Lektüre der 208 Seiten.

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich über diesen wundervollen Verlag gestolpert bin. Ankerherz. Wahrscheinlich hat mein Herz schon so viel Tide, dass es mich automatisch hingezogen hat. Social Media. Tolle Bilder und Bücher, die anders sind. Bücher, die schön gestaltet sind und die Geschichten erzählen. Dazu berauschende Bilder, die alle Kraft und Faszination des Meeres zeigen. Und der Menschen.

Als in den Weiten des Internets „Unverkäuflich!“ angekündigt wurde, war ich sofort neugierig. Klar, das Coverfoto eines gutaussehenden Silberlings zieht an, aber auch der Titel, so provokant gewählt, so zielgerichtet eingesetzt, da will man einfach mehr wissen. Mehr lesen. Vor allem, wenn man selbst gerade in einer Phase ist, in der man sich selbst wieder auf die Probe stellt und sich fragt: „Was ist wirklich wichtig im Leben? In meinem Leben.“ oder auch „Gibt es die Berufung oder gibt es nur das Geldverdienen?“ Wenn man an einem Punkt im Leben ist, in dem man sich fast schon als hoffnungslosen Träumer abschreiben will. „Unverkäuflich!“ kam für mich also wie gerufen. Wie vom Unterbewusstsein bestellt.

Am Samstag, den 26.05.2012 brachte mir mein Postbote mein Ankerherz-Päckchen persönlich nach oben. Ein Glück passte es nicht in den Briefkasten. Ein großer Pappumschlag. Drin ruhte es. Mein „Unverkäuflich!“. Ich befreite es vorsichtig von der Folie. Mit Spannung schlug ich es auf, fast war ich so aufgeregt, dass ich den Atem anhielt.

Ein optischer und haptischer Genuss. Das Format fällt als erstes auf. Angenehme Größe, die gut in der Hand liegt. Die Seiten von wohliger Grammatur. Ein abwechslungsreiches Spiel zwischen Text und Bild, zwischen Bildcollagen und grafischen Elementen. Der Text schmiegt sich auf die Seiten und die Seitenzahlen in rot sitzen wie kleine Bojen am oberen Rand des unteren Seitendrittels. Ästhetik pur. Harmonie von Typografie, Fotografie, Illustration und Gestaltung. Dazu noch ein Lesebändchen, dass man sich nicht verliert, sollte man mit dem Lesen absetzen. – Doch ich habe mich verloren in diesem Buch. Gänzlich.

Erlebnis. Lesen.

Den schönen Schutzumschlag ließ ich zuhause, als ich Decke, was zu trinken, iPod, Rucksack und „Unverkäuflich!“ schnappte und in den Park zog zum Lesen. Ein schöner Platz war schnell gewählt an diesem wohlig sonnigen Pfingsttag.

Ich wusste schon vorher auch um die gewisse Schwere, den Einschnitt, der auch in diesem Buch liegt. Gleich mit dem Prolog wird hier auch eingestiegen. Dieser harte Verlust. Der tragische unerwartete Verlust der großen Liebe. Ein Schock. Das behält man im Hinterkopf.

Doch Stefan Krücken, der Bobby Dekeyser’s Emotionen, Erlebnisse und Leben in Worte fasst, in Zeilen fügt, nimmt einen vorsichtig mit in die Welt des (in meinen Augen) Entdeckers.

Das Buch. Es hat mich reingezogen und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Zeile für Zeile habe ich verschlungen, mich an den Bildern ergötzt und wollte ständig nur eins: tiefer. Meinen Hunger stillen. Wie wird man vom Fußballprofi zum Unternehmer? Wann trifft Bobby Dekeyser welche Entscheidung? Und wie trifft er sie? Das Buch beantwortet alle Fragen. Es ist Bobby Dekeyser’s Leben mit seiner Persönlichkeit und seinen Entscheidungen. Wie er auch selbst sagt und vorweg nimmt: Das Buch kann und soll kein Ratgeber sein. Aber es eröffnet einen tiefen Einblick in Entscheidungsprozesse und Unternehmensaufbau und Selbständigkeit. Wer daraus nicht etwas für sich selbst ziehen kann, tickt einfach komplett anders.

Ich konnte das Buch nicht weglegen. Es hat mich reingezogen. Verschlungen. Ich habe mich in manchen Momenten wiedergefunden, in anderen hatte ich Tränen in den Augen und in wieder anderen musste ich lachen. Und oft auch dachte ich: „Ja, genauso muss man es machen.“

Besonders die Szene mit den Bankern war Balsam für mich. Das Aufbrechen von gewohnten Strukturen, das auf eine Ebene bringen hat Bobby Dekeyser unglaublich geschickt gemacht.

Auf Seite 180 ist es mit seinen Worten beschrieben.

„Ziehen Sie bitte Ihre Krawatten aus? Krawatten hindern doch nur beim Luftholen. Danke. Und nun wissen wir ja gar nicht, mit wem wir es zu tun haben. Aber Sie wissen alles von uns. Stellen Sie sich bitte der Reihe nach vor.“

So mutig war ich noch nie. Aber ich kenne es aus eigener Erfahrung, dass es oft hilft, die Strukturen zu durchbrechen und das Gegenüber mit etwas Unerwartetem zu konfrontieren. Natürlich kann der Überraschungseffekt Vorteile verschaffen. Er kann aber auch verstören. Man muss da den Grat finden. Ihn gehen.

Es gab Momente, als ich das Buch las, da habe ich den Kopf geschüttelt. Und Bobby um seinen ungebändigten Willen und sein Durchhaltevermögen beneidet. Das wieder Aufstehen nach tiefem Fall schafft nicht jeder. Dass Bobby Dekeyser unverbesserlicher Optimist ist, hilft ihm sicher.

Bei manchen Entscheidungen von ihm habe ich den Kopf geschüttelt. Ski kaufen, ohne sie getestet zu haben? Und das als Sportler? Haiaiai.

Ich habe seine Schmerzen gespürt, wenn er von seinem Training und seinen Verletzungen berichtet und eine Frage blieb unbeantwortet: Was um Gottes Willen ist beim Sprung vom Masten auf das Beiboot passiert?!

Das Buch ist emotional und lebendig. Es ist, als würde man Bobby Dekeyser persönlich gegenüber stehen und ihn erzählen hören. Es ist angenehm, dass das große Unternehmen, was er aufgebaut hat, im Grunde nur eine Nebenrolle spielt. Es wird nicht geprotzt mit der Leistung. Es wird gezeigt, wieviel harte Arbeit und wieviel Rückschläge und Erfahrungen in diesem Unternehmen stecken.

Man kann Bestätigung in den Zeilen finden. Lesen, dass es eben nicht den geraden Weg braucht, der auf vermeintlicher Sicherheit aufbaut. Dass es allerdings Willen und Mut braucht, um die Seitenwege, Umwege und versteckten Pfade zu gehen. Jeder kann für sich selbst aus diesem Buch rauslesen, inwieweit er sich mit den Wegen von Bobby Dekeyser identifiziert. Was er aus diesem Buch lernen kann. Oder wem er das Buch in die Hand drückt, um diesem Menschen einfach andere Sichtweisen aufzuzeigen.

Und doch bleibt es so, wie es ist: Im Endeffekt geht jeder seinen eigenen Weg. Nicht jeder hat einen so starken Rückhalt. Nicht jeder hat einen solchen Mut.

Es ist einfach so, wie Bobby Dekeyser sagt:

„Jeder Weg ist anders, es gibt keine Schilder, es gibt keinen Plan und keine Karte. Aber es lohnt sich, aufzubrechen.“

Danke für dieses Buch.

Zu finden ist es hier:

http://www.ankerherz.de/produkte/unverkaeuflich/

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Bibliotheque

Sonntag, Dezember 21st, 2008

bibliotheque

Öffnungszeiten: 23.59 – 00.00
Entlehnung – strikt auf eigene Gefahr.

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