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Miramar – von der Piratenküste nach Kuna Yala.

Mittwoch, Juni 24th, 2015

 

Rough Sea. ich bin schon vor 6 Uhr am Bootsanleger. Klar, dass noch keiner da ist. Aber immerhin klettern die ersten Arbeiter verschlafen aus dem Lastkahn. Beim Abschied hat der alte Mann meine Hand fest gedrückt und gute Wünsche gemurmelt.

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miramarmorgens.

Nach über 24 Stunden kannten mich wohl alle am Anleger. Zur Zeit vor Ort eine schräge Zeit, jetzt im Nachhinein eine große Bereicherung.
Als ich den Kapitän ansprach und nach der Passage fragte, er mich musterte, ich denke in dem Augenblick haben wir uns beide ausgecheckt. Er hätte auch nein sagen können.
Der Kapitän erschien wirklich um 6 Uhr, ging direkt aufs Boot, würdigte mich keines Blicks. Kein Wort. Ich beobachtete ihn. Als ich ihn das erste mal sah, sah ich den Unterschied zu den anderen im Hafen. Durchtrainiert. Kräftig. Wortkarg. Idigeno, wahrscheinlich auch ein Kuna. Er wirkte sehr konzentriert & bedacht.
So auch am Morgen, an dem es von Minute zu Minute heller wird.
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strassemiramar
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Irgendwann bedeutet er mir, dass es bald losgeht. Der Rucksack wird vorne unter der Plane verstaut. Wenig später balanciere ich an Bord.
Eine kleine Bank in der kleinen Kapitänskabine. Eher ein Unterstand. 3 Sitzplätze. Ich soll direkt neben ihn. Hinter uns die starken Aussenborder. 6 Zylinder. 0644 geht es los. Als er sich kurz bekreuzigt, ist mir kurz mulmig, aber er hat ja Recht. Auch ich weiß, dass die See draußen wild ist. Der Wind hat nicht nachgelassen.
Es zeigt sich, als wir aus der Bucht rausfahren. Es sind noch 2 Männer mit. Der ältere steht hinter uns, der andere jüngere sitzt erst neben mir.
Die Wellen sind so hoch, dass wir immer wieder eine Wasserwand vor oder neben uns haben. Ich denke an die Filme „der Sturm“ oder „All is lost“, an die Überfahrt von Chumphon nach Koh Tao. Ich hatte am ersten Abend der See geopfert. Eine Münze und meine Visitenkarte. Und stets der stille Dialog. Respekt.
Das ca 6-7 Meter Boot pflügt sich durch die Wellen. Der Kapitän IST gut. Wir schlagen nie in ein Wellental, mit laut röhrenden Motoren geht er mit der Dynamik des Meeres. Es kostet viel Kraft.
Die seabeads wirken. Nur anfangs wird mir kurz komisch, ich kontrolliere die Akkupressur und danach geht es besser. Rollercoaster.
Einmal guckt mich der Kapitän kurz an & fragt, ob alles ok ist. Ich spüre seine Verantwortung. Doch es geht wirklich gut. Ich nicke sogar kurz ein, trotz Seegang. So lange und fest wie die anderen aber schlafe ich nicht.
Nach 3 Stunden entlang der Küste unter Meeresmacht geht es durch den äußeren Riffring des San Blas Archipel. Welch Ruhe. Die Fahrt zu El Porvenir dauert dennoch sicher eine halbe Stunde. Dann legen wir an. Ich gebe dem Kapitän das Geld. Mein Rucksack wird ausgepackt. Erstaunlicherweise ist er komplett trocken.
Der Kapitän begleitet mich zur Immigration. Nachdem alle Personalien aufgenommen sind, verabschiedet er sich mit einem leichten Lächeln und „suerte„.
Danke.
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elporvenir
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chichime
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hammock

RJ 65 München HBF ab 11:26

Dienstag, November 10th, 2009

hbf-muc

Unterwegs sein. Auf Reisen. Bis vor 3 Jahren hat das mein Leben gekennzeichnet, bestimmt, stand für mein Leben. Und nie Kurzstrecke. Immer Meilen.

Seit 3 Jahren bin ich jetzt seßhaft. Sehr seßhaft. Und wenn ich mal dann unterwegs bin, dann wähle ich meist doch das von mir geliebte Abheben. Fliegen. Was in Europa alles zur Kurzstrecke macht.

In den letzten Tagen bin ich bewusst mal wieder unterwegs. Auf Reisen. Erst im Auto die Strecke nach München, dort einen Tag mit Freunden, dann heute weiter mit dem Zug nach Wien. Stundenlanges unterwegs sein. Draußen fliegt die Landschaft vorbei, der Zug wackelt, rüttelt, bremst, beschleunigt.

Nach dem Schlaf mit Schlafmaske hol ich doch den Rechner raus und bin gezwungen, was zu machen. Internet is ja nich. Also klicke ich mich durch die Foto-Ordner. Schließlich wurde ich erst gestern gefragt, wie lang ich eigentlich weg war und wie das da so war.
Natürlich weckt das Bilder ansehen etwas Heimweh, aber inzwischen ist auch eine gewisse Distanz entstanden. Ich überlege, wie es wäre, wieder dort zu sein. Ob ich mich genauso bewegen könnte. Warum eigentlich nicht? In Deutschland bewege ich mich doch auch nicht anders als vor 6 Jahren. – Wobei man das ja so nun auch nicht sagen kann. Das Leben im Ausland prägt auf jeden Fall.

Es ist gerade mal halb drei, der Zug fährt nach Linz ein, und die Sonne steht tief. Meine Gedanken sind in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich. Irgendwie wünsche ich mir gerade, gar nicht anzukommen. Gefangen zu bleiben in diesem Moment der Selbstreflektion, der Konzepte wachsen lässt. Doch während ein dicker Männerhintern an mir vorbeigeht, fährt der Zug wieder an.

linz-hbf