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Vienna calling: Der Vorlauf

Mittwoch, März 24th, 2010

Zwischen den Flügen

Schon in der Weihnachtsaussendung hatte ich angekündigt, dass der Vorhang der Vergangenheit zum Reich der Bilder und Geschichten aus den Jahren des Pendelns zwischen den Kontinenten gelüftet werden soll.

Die Voraussetzungen waren allerbest: der Konsul in Wien hat mit/als „Hafenjunge“ in der Selbständigkeit geankert, und das war für mich als
Botschafterin nonolulus natürlich auch Anlass für eine Dienstreise.

Die Gelegenheit war mehr als zum Greifen nah, endlich mal wieder eine Ausstellung zu machen. So ging die Einladung raus zum Sehen, Hören, Lachen und mehr Erfahren zu kommen. Zur Vernissage der Ausstellung „Zwischen den Flügen“.

Fotografien und Texte aus meiner Zeit des Pendelns zwischen den Kontinenten. Die Zeit zwischen den Flügen. Meine Zeiten in Venezuela.

Da ich das Vorhaben des Vorhanglüftens schon vor einiger Zeit gefasst hatte, nahm die Auswahl mehr und mehr Formen an. Ich weiß nicht, wieviele Bilder ich aus den Jahren 2003-2006 gesichtet habe. Von Vorteil bei der Auswahl war sicher der Herztod des Klappapfels (meines kleinen iBooks) nach Venezuela, der einige Bilder zerstörte.

Es gab einige Ansätze, Konzepte, Ideen. Alle wurden sie verworfen, denn je tiefer ich wieder in Zeit des Pendelns eintauchte, desto mehr wurde mir gewahr, dass es einen Überblick braucht. Verschiedene Bilder und Texte aus verschiedenen Jahren. Die Frage nach meinem Venezuela sollte beantwortet werden.

Mein Venezuela

Das Leben zwischen den Flügen. In den letzten Wochen, jetzt 3einhalb Jahre nach meinem letzten Rückflug, war mein Leben hauptsächlich büroisiert – und ist es weiterhin. Bild- und Textauswahl fiel also in die frühsten Morgen- oder die spätesten Abendstunden. Oft schien es mir, als begäbe ich mich in eine Parallelwelt. Keine sentimentalen Gedankenreisen, sondern ein Gefühl caribischer Wärme. Mit Reflexion diverser Erlebnisse. Dieses Gefühl, das Gefühl, die Perspektive auf mein Venezuela wollte ich in die Ausstellung bringen.

Vienna calling

Die Telefondrähte zwischen Konsulat und Botschaft glühten. Der Flug wurde früh gebucht. Der Hafenjunge nahm Gestalt an. Und ich wollte die erste Vernissage haben. Eigentlich war ja alles schon gesichtet, da sollte es ein Leichtes sein, die Auswahl 3-4 Wochen vorab nach Ösiland zu schicken, um dort in Graz über das Büro augenbluten drucken zu lassen. Doch es kam alles immer wieder anders. Ganz Künstler stellte ich die Auswahl, das Konzept und mich in Frage. Hinterfragte und analysierte. Bis eben klar war: nur ein Überblick ist das Richtige.

Am Abend vor dem Flug wurde die Bildauswahl mit Hilfe meines liebsten und härtesten Kritikers finalisiert. Der Flugtag war gemütlich, die erste Nacht in Wien unruhig. Auch wenn man nach 10 Jahren Berufserfahrung und vorherigen 4 Jahren Studiums gewisse (Zeit-)Gestaltungsgelassenheit an den Tag legen kann, so ist noch so gar nix parat zu haben 2-3 Tage vor der Vernissage doch etwas spannend. Mittwoch also zum Plotten und direkt auf beinahnahezu Heimat treffen: „Entschuldigung, darf ich Sie dann doch noch fragen, wo Sie herkommen? Mannheim so etwa?“ – „Nee, etwas kleiner und südlicher“ – „Also ich komme aus Karlsruhe…“ – mit einem Lachen: „Na und ich aus Landau.“

Am Donnerstag dann zur Schreinerin um die Ecke vom Hafenjunge. Mit Fachleuten sprechen und sich Rat holen macht einfach Spass. Die Maße durchgegeben – die Auswahl war übrigens auf 17 angewachsen. Auf Wunsch des Konsuls musste noch ein Bild mit rein und ein anderes hatte ich bei der Auswahl gänzlich vernachlässigt: das, was ich für die Einladung ausgewählt hatte.

Donnerstagabend war dann also alles beieinander. Die Prints. Die Platten.

Der Freitag. Vernissagetag. Im Sprühkleberrausch und mit Ganzkörpereinsatz. Sü und ich in unabgestimmter aber optimaler Zusammenarbeit. Und genau im richtigen Moment dann auch das Auftauchen der Kartographin, die noch einige Wege der Organisation auf sich nahm. Alles passte, sodass so ziemlich genau 1848 das letzte Bild gehängt wurde und mit Eintreffen der ersten Gäste sich entspannt aufs Sofa gesetzt werden konnte.

Die Vernissage konnte beginnen.

Le mardi aimant

Montag, März 8th, 2010

Ein Tag zum Verlieben. Morgens vielleicht noch nicht so, und wie es so ist werden dann ja doch auch die ein oder andere versteckte Erwartung entäuscht, aber es besteht doch jede Beziehung erstmal aus einem sich Kennenlernen und miteinander Umgehen lernen.

Auch der Dienstag zeigte wieder Sonne. An solchen Tagen ist man einfach nur glücklich in dieser tollen Stadt zu wohnen, in die andere immer erstmal reisen müssen. Vorm Büro erst in die Schanze. Schön mit der S-Bahn über die Lombardsbrücke. Meine Mission war: Das Herz des toten Silberbuchs zur Datentransplantation zum Apfelladen bringen.

Da ich mal wieder später war, als gedacht, mit dem Taxi in den Neuen Wall. Der Taxifahrer war zunächst gesprächig, tat sich aber etwas mit Begriffen wie „sperrangelweit offen“ schwer. – Es ging um die Investoren, denen die Stadt Hamburg nach wie vor die Türen öffnet. Ich so: „Ja, und das sperrangelweit“ Er so: „Wie?“ Ich so:“Na sperrangelweit, also ganz weit öffnet der Senat die Türen für die Investoren“ – Im Taxi schwebte ein großes Fragezeichen.
Immerhin lernte ich so einen Schleichweg über das Parkdeck von REAL kennen. Kann man einige Ampeln mit umgehen. Ich so: „Oh ein spezieller Shortcut“ Er so: „Was?“ Ich so: „Eine Abkürzung“ Er so: „Ja, ich fahre einen Schleichweg.“ Ich so: „Ach so ein Schleichweg ist das.“ – Beim Einbiegen in den Neuen Wall natürlich noch etwas fluchen, hupen und aber Danke sagen ob meines Trinkgelds.
Weiter im Tag im Büro brav sein und nur beim schnell zum Bäcker gehen in der Haspa ausprobieren, wie lange man mit Wollmütze rumstehen kann, ohne als für verdächtig befunden zu werden. – Die Haspa gegenüber der Handelskammer ist großartig dafür.

Am frühen Nachmittag der Anruf und dann los!

u3-kulisse1

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u3_kulisse4

Vorfreude an der Feldstraße

vorfreudefeldstrasse
In Packpapiertüte versteckt.
tueteinhand

blickintuete

gluecklichgekauft

Der Weg zum Büro zurück so verzückt, dass ich in die falsche Richtung gefahren bin erstmal. Schlump? Wie kommt das denn?

Im Büro dann der Anwalt, als er es sah: Oh! Zeig! – und als ich den Karton öffnete, er: Nein, den Spass gönn ich dir jetzt nicht. Das machst du zuhause.
Zum Feierabend noch ein äusserst amabler Anruf mit einem „ich wollte nur mal deine Stimme hören.“

Zuhause angekommen. So gegen 2104. Machs dir gemütlich. Ihr werdet verstehen, dass ich es mit dem Blitz nicht so erschrecken wollte und auch noch seine Anonymität wahren wollte.

zuhauseangekommen

Und ein Glück, dass es ein Männchen ist und ich singulär:
idealerpartner


Die Weihnachtsaussendung der Botschafterin*

Mittwoch, Dezember 23rd, 2009

flughafenkisten0910

nonolulu° nachdenklich
2009 neigt sich dem Ende, Weihnachten klopft an.

Für viele war es ein fieses Jahr. Beeinflusst durch Wirtschaftskrise oder einfach persönliche Erlebnisse. Ich persönlich kenne niemanden, der sagt, dass es ein super Jahr war. Aber vielleicht hat es auch einfach nur noch keiner gesagt.

Natürlich gab es auch schöne Momente und einige haben auch etwas gewagt, was neues angefangen. Es wurde an Businessplänen und Konzeptionen gefeilt. Jetzt in der Vorweihnachtszeit scheint sich das 2009 zusammenzureissen und doch noch friedlich
zu werden.

Und wie man das so macht, an Tagen an denen es nicht wirklich hell wird,
wird man etwas nachdenklich, reflektiert und schaut voraus.

Projekte und Pläne für das Jahr 10 nach 2000 stehen an und es wird schon dran ge- werkelt: während in Wien ein Ladenlokal gewienert wird, was ein Stück Hamburg nach
Wien bringt, wird in Hamburg recherchiert, gesammelt und an Konzeptionen gefeilt.

Da dieses Jahr nicht einfach war, möchte ich mich explizit für die angenehme
Zusammenarbeit bedanken.

Ich bin jetzt seit 3 Jahren wieder sesshaft in Hamburg und auch wenn ich an manchen Tagen das Unterwegssein vermisse und die Gedanken an die Caribic schweifen, wo das Leben leichter scheint, so bin ich nach wie vor froh, mich für Hamburg entschieden zu haben.
Da ich doch auch immer wieder nach der Zeit in Venezuela gefragt werde, wird es auf nonolulu.de eine kleine – wie sagt man so schön – Retrospektive an Texten und Fotos geben.

Doch während ich das zusammenstelle wünsche ich erstmal euch_Ihnen und
euren_Ihren Lieben ein wohliges Weihnachtsfest und einen guten Übergang zu 2010.

Ich freue mich darauf, auch 2010 mit euch_Ihnen zusammenzuarbeiten, Projekte zu
entwickeln oder einfach nur kleine schöne Erlebnisse ins Leben zu schreiben.

Die Botschafterin
der Insel der sieben Meere
nonolulu°

silfester

RJ 65 München HBF ab 11:26

Dienstag, November 10th, 2009

hbf-muc

Unterwegs sein. Auf Reisen. Bis vor 3 Jahren hat das mein Leben gekennzeichnet, bestimmt, stand für mein Leben. Und nie Kurzstrecke. Immer Meilen.

Seit 3 Jahren bin ich jetzt seßhaft. Sehr seßhaft. Und wenn ich mal dann unterwegs bin, dann wähle ich meist doch das von mir geliebte Abheben. Fliegen. Was in Europa alles zur Kurzstrecke macht.

In den letzten Tagen bin ich bewusst mal wieder unterwegs. Auf Reisen. Erst im Auto die Strecke nach München, dort einen Tag mit Freunden, dann heute weiter mit dem Zug nach Wien. Stundenlanges unterwegs sein. Draußen fliegt die Landschaft vorbei, der Zug wackelt, rüttelt, bremst, beschleunigt.

Nach dem Schlaf mit Schlafmaske hol ich doch den Rechner raus und bin gezwungen, was zu machen. Internet is ja nich. Also klicke ich mich durch die Foto-Ordner. Schließlich wurde ich erst gestern gefragt, wie lang ich eigentlich weg war und wie das da so war.
Natürlich weckt das Bilder ansehen etwas Heimweh, aber inzwischen ist auch eine gewisse Distanz entstanden. Ich überlege, wie es wäre, wieder dort zu sein. Ob ich mich genauso bewegen könnte. Warum eigentlich nicht? In Deutschland bewege ich mich doch auch nicht anders als vor 6 Jahren. – Wobei man das ja so nun auch nicht sagen kann. Das Leben im Ausland prägt auf jeden Fall.

Es ist gerade mal halb drei, der Zug fährt nach Linz ein, und die Sonne steht tief. Meine Gedanken sind in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich. Irgendwie wünsche ich mir gerade, gar nicht anzukommen. Gefangen zu bleiben in diesem Moment der Selbstreflektion, der Konzepte wachsen lässt. Doch während ein dicker Männerhintern an mir vorbeigeht, fährt der Zug wieder an.

linz-hbf