/// Botschaft Hamburg

midthird rollin‘ – Das Abenteuer beginnt

Dienstag, August 17th, 2010

Lang gehegt und gepflegt, habe ich mir vor einigen Sommerwochen einen Wunsch erfüllt. Neu in der nnll-Familie ist seitdem mein loaded pintail.

happy

Ich bin nicht mehr so todesmutig wie mit 8, als ich auf dem Skateboard meines Bruders den Hügel beim Haus runterrauschte. Als Kind hat man das so drin: Hinfallen. Aufstehen. Man macht einfach, legt einfach los, fährt einfach los. Man ist mutig.

Jetzt so, mit 34 sieht das schon anders aus. Man hat Schiss wie Hulle. Steht wacklig auf dem rollenden Brett, eiert wie ein Ei aufm Löffel beim Löffellauf und hat genauso Angst wie das Ei, runterzufallen und dann kaputt zu sein. Doch es ist, wie es ist: man muss sich trauen. Geschwindigkeit aufnehmen, zur Not abspringen mit seiner Angst und dann rennen, dass man das Brett noch einfängt. Denn es ist schnell….

bureaurollin

Vienna calling: Die Vernissage

Donnerstag, März 25th, 2010

Just in time. Das Resultat von 20 Jahren Berufserfahrung (10 beim Konsul und 10 bei mir) zeigen sich dann, wenn das letzte Bild dann gehängt wird, wenn die ersten Gäste schon zur Tür reinkommen.

Und natürlich gehört zu so einem Timing auch noch die nahezu unsichtbare Hilfe des Nerven-zusammenhaltens, Blutzuckerspiegel-aufbauens und dringende Botengänge abnehmen. Personifiziert durch E*, die Kartographin (und ja weitaus mehr als das, wie einige wissen).

Im Schaufenster zur Strasse der verbalisierte Einblick:

Kommen Sie, schauen Sie!

Kommen Sie, schauen Sie!

Die Gäste kommen nach und nach, ich greife zum kühlen Jever und beantworte die ersten Fragen. Die Bilder hängen, doch was steckt dahinter? Eine Geschichte? Mehrere Geschichten? Im Endeffekt ist die Auswahl sehr breitgefächert und stil-unterschiedlich ausgefallen.

Ich bereite mich für die Lesung vor, mache zum Mikrofontest etwas Beatboxen und Freestyle-Rap, die Gäste plaudern mit den Gastgebern. Der Abend nimmt Gestalt an.

Wenn der Drucker nicht geht, lese ich eben vom Screen.

Wenn der Drucker nicht geht, lese ich eben vom Screen.

Astra, Jever, Fritz-Kola, Sekt - die Vernissage nimmt (Flaschen)Form an

Astra, Jever, Fritz-Kola, Sekt - die Vernissage nimmt (Flaschen)Form an

Ich bitte Platz zu nehmen und fange an zu erzählen. Venezuela, das waren 3einhalb Jahre Pendeln. von März 2003 bis September 2006. Meine Aufenthalte dauerten von 21 Tagen bis zu 184 Tagen. Mal lagen nur Wochen dazwischen, mal mehrere Monate. Auch das Leben in Deutschland richtete sich mehr und mehr auf Venezuela aus. Ich organisierte, kaufte ein, recherchierte und packte. Mein eigenes persönliches Gepäck nahm bei den Flügen oft nur noch weniger als die Hälfte ein. Zwischen den Flügen. Das Leben in Venezuela. Hauptsächlich habe ich gelebt und gearbeitet in Venezuela. Gereist bin ich zwar auch, aber nicht in dem Unfang, wie ich es mir gewünscht hätte. Das ist eben das, wenn man vor Ort selbständig ist: man muss präsent sein. Und: Venezuela ist schließlich auch nicht klein. Es ist etwa 20 mal so groß wie Deutschland, hat aber nur ca 22 Millionen Einwohner.

Das Leben wie es so ist. Ich erzähle.

Das Leben wie es so ist. Ich erzähle.

Das Leben in VE aus meiner Sicht. Ich lese vor.

Das Leben in VE aus meiner Sicht. Ich lese vor.

Zum Einstieg gibt es den Text „Hier stinkts nach Pferdepisse“ – ich zeige die Kontraste auf, die man außerhalb der Saison auf Isla Margerita sieht und erlebt, wie man anderen Deutschen begegnet und versucht, vor ihnen zu flüchten. Wie Preispolitik und Hautfarbe zusammenhängt. Wie es ist, Residente zu sein und dennoch Ausländer zu bleiben. Umgangsformen, Politik, Diplomatie, Verhandlungen.

Ich erzähle von den verschiedenen Businessbereichen. Die Organisation des Freizeit- und Ferienprogramms für Kinder durch jr sports entertainment mit Trampolinanlagen in Shopping Malls und edlen Clubs. Dem Aufbau des German Tennis College, einer erfolgsorientierten Tennisschule, die sämtliche venezolanischen Trainingsgrundsätze in den Schatten stellt. Nicht umsonst wird auf dem Bewerbungsbogen die Frage gestellt, ob man bereit ist zu leiden.

Das Umziehen, was zum Leben in Venezuela ebenso dazugehört wie Stromausfälle zur Regenzeit. – Es gibt keine dauerhaften Mietverträge. 3-6 Monate ist das Maximum. Ich selbst habe in 3 verschiedenen Wohnungen gewohnt. Alle im gleichen Viertel, aber sehr unterschiedlich. Mal im Bungalow am Fuß der Bergkette, dann im Hochhaus nahe des Penthouse, zuletzt im Zweifamilienhaus oben mit riesiger Dachterrasse.

Die Texte geben Einblicke mit einem Augenzwinkern. Beschreiben Erlebnisse und Begebenheiten, mein Umfeld und wie ich lebe.

Beim Erzählen schaue ich meine Gäste an, spreche sie an. Zum Lesen schalte ich das Mikro ein und entführe in eine andere Welt. Die Welt meines Venezuelas.

Der Rolladen ist unten und die Sehnsucht ist erwacht

Der Rolladen ist unten und die Sehnsucht ist erwacht

Am Ende freue ich mich, die Einblicke gewährt, und die ein oder andere Sehnsucht geweckt zu haben.

Die letzten Gäste sitzen gemütlich mit mir zusammen und ich genieße die Bequemlichkeit des Sofas.

Danke an sü, den Kapitän des Hafenjunge, seineszeichens auch Konsul von nonolulu°

Vienna calling: Der Vorlauf

Mittwoch, März 24th, 2010

Zwischen den Flügen

Schon in der Weihnachtsaussendung hatte ich angekündigt, dass der Vorhang der Vergangenheit zum Reich der Bilder und Geschichten aus den Jahren des Pendelns zwischen den Kontinenten gelüftet werden soll.

Die Voraussetzungen waren allerbest: der Konsul in Wien hat mit/als „Hafenjunge“ in der Selbständigkeit geankert, und das war für mich als
Botschafterin nonolulus natürlich auch Anlass für eine Dienstreise.

Die Gelegenheit war mehr als zum Greifen nah, endlich mal wieder eine Ausstellung zu machen. So ging die Einladung raus zum Sehen, Hören, Lachen und mehr Erfahren zu kommen. Zur Vernissage der Ausstellung „Zwischen den Flügen“.

Fotografien und Texte aus meiner Zeit des Pendelns zwischen den Kontinenten. Die Zeit zwischen den Flügen. Meine Zeiten in Venezuela.

Da ich das Vorhaben des Vorhanglüftens schon vor einiger Zeit gefasst hatte, nahm die Auswahl mehr und mehr Formen an. Ich weiß nicht, wieviele Bilder ich aus den Jahren 2003-2006 gesichtet habe. Von Vorteil bei der Auswahl war sicher der Herztod des Klappapfels (meines kleinen iBooks) nach Venezuela, der einige Bilder zerstörte.

Es gab einige Ansätze, Konzepte, Ideen. Alle wurden sie verworfen, denn je tiefer ich wieder in Zeit des Pendelns eintauchte, desto mehr wurde mir gewahr, dass es einen Überblick braucht. Verschiedene Bilder und Texte aus verschiedenen Jahren. Die Frage nach meinem Venezuela sollte beantwortet werden.

Mein Venezuela

Das Leben zwischen den Flügen. In den letzten Wochen, jetzt 3einhalb Jahre nach meinem letzten Rückflug, war mein Leben hauptsächlich büroisiert – und ist es weiterhin. Bild- und Textauswahl fiel also in die frühsten Morgen- oder die spätesten Abendstunden. Oft schien es mir, als begäbe ich mich in eine Parallelwelt. Keine sentimentalen Gedankenreisen, sondern ein Gefühl caribischer Wärme. Mit Reflexion diverser Erlebnisse. Dieses Gefühl, das Gefühl, die Perspektive auf mein Venezuela wollte ich in die Ausstellung bringen.

Vienna calling

Die Telefondrähte zwischen Konsulat und Botschaft glühten. Der Flug wurde früh gebucht. Der Hafenjunge nahm Gestalt an. Und ich wollte die erste Vernissage haben. Eigentlich war ja alles schon gesichtet, da sollte es ein Leichtes sein, die Auswahl 3-4 Wochen vorab nach Ösiland zu schicken, um dort in Graz über das Büro augenbluten drucken zu lassen. Doch es kam alles immer wieder anders. Ganz Künstler stellte ich die Auswahl, das Konzept und mich in Frage. Hinterfragte und analysierte. Bis eben klar war: nur ein Überblick ist das Richtige.

Am Abend vor dem Flug wurde die Bildauswahl mit Hilfe meines liebsten und härtesten Kritikers finalisiert. Der Flugtag war gemütlich, die erste Nacht in Wien unruhig. Auch wenn man nach 10 Jahren Berufserfahrung und vorherigen 4 Jahren Studiums gewisse (Zeit-)Gestaltungsgelassenheit an den Tag legen kann, so ist noch so gar nix parat zu haben 2-3 Tage vor der Vernissage doch etwas spannend. Mittwoch also zum Plotten und direkt auf beinahnahezu Heimat treffen: „Entschuldigung, darf ich Sie dann doch noch fragen, wo Sie herkommen? Mannheim so etwa?“ – „Nee, etwas kleiner und südlicher“ – „Also ich komme aus Karlsruhe…“ – mit einem Lachen: „Na und ich aus Landau.“

Am Donnerstag dann zur Schreinerin um die Ecke vom Hafenjunge. Mit Fachleuten sprechen und sich Rat holen macht einfach Spass. Die Maße durchgegeben – die Auswahl war übrigens auf 17 angewachsen. Auf Wunsch des Konsuls musste noch ein Bild mit rein und ein anderes hatte ich bei der Auswahl gänzlich vernachlässigt: das, was ich für die Einladung ausgewählt hatte.

Donnerstagabend war dann also alles beieinander. Die Prints. Die Platten.

Der Freitag. Vernissagetag. Im Sprühkleberrausch und mit Ganzkörpereinsatz. Sü und ich in unabgestimmter aber optimaler Zusammenarbeit. Und genau im richtigen Moment dann auch das Auftauchen der Kartographin, die noch einige Wege der Organisation auf sich nahm. Alles passte, sodass so ziemlich genau 1848 das letzte Bild gehängt wurde und mit Eintreffen der ersten Gäste sich entspannt aufs Sofa gesetzt werden konnte.

Die Vernissage konnte beginnen.

Le mardi aimant

Montag, März 8th, 2010

Ein Tag zum Verlieben. Morgens vielleicht noch nicht so, und wie es so ist werden dann ja doch auch die ein oder andere versteckte Erwartung entäuscht, aber es besteht doch jede Beziehung erstmal aus einem sich Kennenlernen und miteinander Umgehen lernen.

Auch der Dienstag zeigte wieder Sonne. An solchen Tagen ist man einfach nur glücklich in dieser tollen Stadt zu wohnen, in die andere immer erstmal reisen müssen. Vorm Büro erst in die Schanze. Schön mit der S-Bahn über die Lombardsbrücke. Meine Mission war: Das Herz des toten Silberbuchs zur Datentransplantation zum Apfelladen bringen.

Da ich mal wieder später war, als gedacht, mit dem Taxi in den Neuen Wall. Der Taxifahrer war zunächst gesprächig, tat sich aber etwas mit Begriffen wie „sperrangelweit offen“ schwer. – Es ging um die Investoren, denen die Stadt Hamburg nach wie vor die Türen öffnet. Ich so: „Ja, und das sperrangelweit“ Er so: „Wie?“ Ich so:“Na sperrangelweit, also ganz weit öffnet der Senat die Türen für die Investoren“ – Im Taxi schwebte ein großes Fragezeichen.
Immerhin lernte ich so einen Schleichweg über das Parkdeck von REAL kennen. Kann man einige Ampeln mit umgehen. Ich so: „Oh ein spezieller Shortcut“ Er so: „Was?“ Ich so: „Eine Abkürzung“ Er so: „Ja, ich fahre einen Schleichweg.“ Ich so: „Ach so ein Schleichweg ist das.“ – Beim Einbiegen in den Neuen Wall natürlich noch etwas fluchen, hupen und aber Danke sagen ob meines Trinkgelds.
Weiter im Tag im Büro brav sein und nur beim schnell zum Bäcker gehen in der Haspa ausprobieren, wie lange man mit Wollmütze rumstehen kann, ohne als für verdächtig befunden zu werden. – Die Haspa gegenüber der Handelskammer ist großartig dafür.

Am frühen Nachmittag der Anruf und dann los!

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Vorfreude an der Feldstraße

vorfreudefeldstrasse
In Packpapiertüte versteckt.
tueteinhand

blickintuete

gluecklichgekauft

Der Weg zum Büro zurück so verzückt, dass ich in die falsche Richtung gefahren bin erstmal. Schlump? Wie kommt das denn?

Im Büro dann der Anwalt, als er es sah: Oh! Zeig! – und als ich den Karton öffnete, er: Nein, den Spass gönn ich dir jetzt nicht. Das machst du zuhause.
Zum Feierabend noch ein äusserst amabler Anruf mit einem „ich wollte nur mal deine Stimme hören.“

Zuhause angekommen. So gegen 2104. Machs dir gemütlich. Ihr werdet verstehen, dass ich es mit dem Blitz nicht so erschrecken wollte und auch noch seine Anonymität wahren wollte.

zuhauseangekommen

Und ein Glück, dass es ein Männchen ist und ich singulär:
idealerpartner


Liebesbriefe ans Leben. Mein Hamburg.

Mittwoch, Oktober 7th, 2009

Das ist Hamburg. Mein Hamburg. In den ersten Morgen von 2001 und in den Nächten von 2008/2009.

Morgens um halb acht im Schneetreiben mit dem Flugzeug landen. Die Stadt noch kaum kennen. Raus aus dem Flughafen, rein in die Stadt und mit dem kleinen Rollkoffer die ersten Spuren in den frischen Schnee ziehen. Über den Rathausmarkt laufen, nur vereinzelt Menschen die auch ihre Spuren hinterlassen. Warten, bis die Stadt erwacht. Bis die ersten Cafés öffnen, bis die Deichtorhallen ihre Tore zur Kultur aufschwingen. Dann in der Kunst im dunklen Raum einer Videoinstallation einschlafen und nach einer Stunde wieder aufwachen.

In einer Bar bei Morgendämmerung stranden und noch einen Boxkampf flimmern sehen. Rausgebeten werden und zum Fischmarkt straucheln. Einen Sack frische Krabbe
n kaufen, in die U3, U1 und ab in die Wohnung die irgendwann meine sein wird.

Nach halb elf nachts das Krachen von einem Feuerwerk hören, es gerade so oder gerade nicht sehen. Und wenig später das Tuten eines großen Schiffes beim Auslaufen hören. Weit weg vom Hafen aber nicht weit genug weg von der Sehnsucht.

Menschen kennen lernen, die neugierig sind. Die sich ihre Albernheiten bewahrt haben und lachen können. Die genauso tief und nachdenklich sein können. Menschen, die in kleinen Dingen das Große sehen. Die einfach da sind. Menschen, die das Leben kennen und es trotz seiner Achterbahnfahrten lieben. hamburgsued