Posts Tagged ‘Vernissage’

no pleasure without release

Dienstag, Juli 2nd, 2013

pleasurerelease-title

A German artist and a New Zealander writer meet each other with the idea of a together but without knowing yet what it will be. How to melt art and poem to an artwork which binds the two to one. Days and nights they share their minds, their feelings, their expressions and word by word, line by line, strokes of brush, splashing colours it is building itself. The metamorphosis is not only the topic of the two it is also what happens to them.

Black and brown splashing on paper. Powerful without control. But then a hand draws its lines. Giving the power one direction cumulating the forces which had been released. Letters entering paper, text entering mind, senses hijacked into another world. The air in our lungs are forming our roots for life. Our whole life might be a metamorphosis.

„We are who we are because of what we learn and what we remember“ – Eric Kandel (Neuropsychiatrist)

Bernd Muss and Jeremy Lefebre had their Vernissage „no pleasure without release“ at Tattoo Freestyle III on Saturday, 22nd of June.

I just want to give you an impression of what melting of art happened. The longer text in German down here I wrote for the exhibition. A kind of prologue to dive into their world of expression.

no pleasure without release

// Bernd Muss – Jeremy Lefebre

Wir sind, wer wir sind, auf Grund dessen, was wir lernen und woran wir uns erinnern. – Eric Kandel (Neurowissenschaftler)

Der Tag schlüpft aus der Nacht. Das, was eben noch war, wird Vergangenheit und das Jetzt ist neu. Flüchtig der Moment. Einzig die Gedanken lassen ihn verweilen, bleiben. Schreiben die Erinnerungen. Der Mensch ist im steten Wandel, verändert sich, erneuert sich. Die Biologie spielt mit den Genen und die Erfahrung spielt mit dem Gehirn. Das Herz als Motor, der die Geschwindigkeit bestimmt. Die Luft in den Lungen bilden sich unsere Wurzeln zum Leben. Der Organismus in Bewegung. Von Jahr zu Jahr. Monat auf Monat. Tag für Tag. Stunde um Stunde. Und manchmal sind es die Sekunden, die sich in Unendlichkeit öffnen.

Wir leben. Alltag. Feiertag. Geburtstag. Man richtet sich so ein im Leben. Und lebt. Lebt sein Leben, wie man es sich so eingerichtet hat. Wie es sich so entwickelt hat. Erziehung, Erfahrung, … das Leben bildet. Bildet uns. Und dann?

Auf einmal ein Ziehen. Das so vertraute Leben erscheint distanziert. Manchmal kaum zu merken. Es zwickt nur ein bisschen. Aber geht ja schon. Das Zwicken vergeht wieder. Doch es wird stärker und stärker. Der Geist wird ruhelos, stellt Fragen. Mehr und mehr. Und mehr und mehr wird in Frage gestellt. Es schmerzt und zieht. Das Spüren des Selbst auf eine neue Art, die noch unbekannt ist. Die Entdeckung des Selbst mit anderen Augen und Fragen bohren sich in den Leib, ihn aufzuwühlen und ihm keine Ruhe zu lassen. Die Gedanken winden sich, versuchen zu fliehen, suchen die Ablenkung und doch wissen sie längst: es hat begonnen. Und der Mensch mittendrin. Unwissend, wo es hinführt und wo der Weg ist, die Angst ergreift den Raum und doch gibt es das Wissen: Es muss weitergehen.

Der Boden ist Treibsand. Das Vertraute hält nicht mehr, es schwindet, aufgelöst durch die Fragezeichen. Das größte davon schwebt über dem ICH. Es lässt das Selbst in seinen Grundfesten erschüttern. Legt die Finger in die Wunden der Erinnerung. Suhlt sich im Schmerz und badet im Zweifel. So lange, bis der Wille umlenkt. Zur Erkenntnis kommt. Die Erinnerung ins Leben schreibt und als Erfahrungen frei gibt.

Die Metamorphose beginnt. Ergreift Besitz. Erst langsam, dann immer intensiver. Schritt für Schritt tastet sich die Veränderung voran. Bricht alte Strukturen, verjagt Gewohnheiten und nimmt so die ersten Stufen zur Erneuerung. Auf jedem Absatz wartet die Gewohnheit neben der Erinnerung und fragt „Ist das der richtige Weg? Du kannst auch umdrehen!“ Doch die Veränderung will vorankommen und fordert dabei immer eins: Mut. Das was war, ist sicher. Vertraut. Das, was kommt, ist unsicher. Fremd.

Das Gehirn geht in Lauerstellung, es tastet sich vor. Denkt ins Ungewisse. Der Motor beschleunigt. Mit Mut als Katalysator. Der Puls erhöht. Was jetzt? Springen? Oder langsam gehen? Rückzug? Oder Angriff? Renovierung? Oder Neubau?

Mehr und mehr formen sich Bilder und nehmen auch in Realität Gestalt an. Die Gedanken richten sich ein. Mal unmerklich, mal deutlich spürbar. Das Fremde wird vertrauter. Der Puls ruhiger. Noch einmal tief Luft holen. Das Leben spüren. Und wieder der sein, der man immer war. Mensch.

„Es gibt einige Veränderungen, die von außen bewirkt werden können: aber die größte und wichtigste Veränderung muss innerlich geschehen. Wir müssen uns als Menschen umformen.“ Anaïs Nin, Absage an die Verzweiflung

Jeremy Lefebre und Bernd Muss haben sich die Metamorphose zum Thema geformt, zur Aufgabe gemacht. Mit verschiedenen Medien lassen sie ihre Veränderungen spüren:

Buchstaben erobern Papier, durch den Anschlag der alten Schreibmaschine aufs Papier gebracht. Text nimmt die Gedanken ein, die Sinne sind in eine andere Welt entführt. Die Augen jagen über Farbklekse, die auf das Papier spritzen. Kraftvoll unkontrolliert. Doch dann zeichnet die Hand ihre Linien. Bündelt die Kräfte, die freigelassen wurden.

Vienna calling: Die Vernissage

Donnerstag, März 25th, 2010

Just in time. Das Resultat von 20 Jahren Berufserfahrung (10 beim Konsul und 10 bei mir) zeigen sich dann, wenn das letzte Bild dann gehängt wird, wenn die ersten Gäste schon zur Tür reinkommen.

Und natürlich gehört zu so einem Timing auch noch die nahezu unsichtbare Hilfe des Nerven-zusammenhaltens, Blutzuckerspiegel-aufbauens und dringende Botengänge abnehmen. Personifiziert durch E*, die Kartographin (und ja weitaus mehr als das, wie einige wissen).

Im Schaufenster zur Strasse der verbalisierte Einblick:

Kommen Sie, schauen Sie!

Kommen Sie, schauen Sie!

Die Gäste kommen nach und nach, ich greife zum kühlen Jever und beantworte die ersten Fragen. Die Bilder hängen, doch was steckt dahinter? Eine Geschichte? Mehrere Geschichten? Im Endeffekt ist die Auswahl sehr breitgefächert und stil-unterschiedlich ausgefallen.

Ich bereite mich für die Lesung vor, mache zum Mikrofontest etwas Beatboxen und Freestyle-Rap, die Gäste plaudern mit den Gastgebern. Der Abend nimmt Gestalt an.

Wenn der Drucker nicht geht, lese ich eben vom Screen.

Wenn der Drucker nicht geht, lese ich eben vom Screen.

Astra, Jever, Fritz-Kola, Sekt - die Vernissage nimmt (Flaschen)Form an

Astra, Jever, Fritz-Kola, Sekt - die Vernissage nimmt (Flaschen)Form an

Ich bitte Platz zu nehmen und fange an zu erzählen. Venezuela, das waren 3einhalb Jahre Pendeln. von März 2003 bis September 2006. Meine Aufenthalte dauerten von 21 Tagen bis zu 184 Tagen. Mal lagen nur Wochen dazwischen, mal mehrere Monate. Auch das Leben in Deutschland richtete sich mehr und mehr auf Venezuela aus. Ich organisierte, kaufte ein, recherchierte und packte. Mein eigenes persönliches Gepäck nahm bei den Flügen oft nur noch weniger als die Hälfte ein. Zwischen den Flügen. Das Leben in Venezuela. Hauptsächlich habe ich gelebt und gearbeitet in Venezuela. Gereist bin ich zwar auch, aber nicht in dem Unfang, wie ich es mir gewünscht hätte. Das ist eben das, wenn man vor Ort selbständig ist: man muss präsent sein. Und: Venezuela ist schließlich auch nicht klein. Es ist etwa 20 mal so groß wie Deutschland, hat aber nur ca 22 Millionen Einwohner.

Das Leben wie es so ist. Ich erzähle.

Das Leben wie es so ist. Ich erzähle.

Das Leben in VE aus meiner Sicht. Ich lese vor.

Das Leben in VE aus meiner Sicht. Ich lese vor.

Zum Einstieg gibt es den Text „Hier stinkts nach Pferdepisse“ – ich zeige die Kontraste auf, die man außerhalb der Saison auf Isla Margerita sieht und erlebt, wie man anderen Deutschen begegnet und versucht, vor ihnen zu flüchten. Wie Preispolitik und Hautfarbe zusammenhängt. Wie es ist, Residente zu sein und dennoch Ausländer zu bleiben. Umgangsformen, Politik, Diplomatie, Verhandlungen.

Ich erzähle von den verschiedenen Businessbereichen. Die Organisation des Freizeit- und Ferienprogramms für Kinder durch jr sports entertainment mit Trampolinanlagen in Shopping Malls und edlen Clubs. Dem Aufbau des German Tennis College, einer erfolgsorientierten Tennisschule, die sämtliche venezolanischen Trainingsgrundsätze in den Schatten stellt. Nicht umsonst wird auf dem Bewerbungsbogen die Frage gestellt, ob man bereit ist zu leiden.

Das Umziehen, was zum Leben in Venezuela ebenso dazugehört wie Stromausfälle zur Regenzeit. – Es gibt keine dauerhaften Mietverträge. 3-6 Monate ist das Maximum. Ich selbst habe in 3 verschiedenen Wohnungen gewohnt. Alle im gleichen Viertel, aber sehr unterschiedlich. Mal im Bungalow am Fuß der Bergkette, dann im Hochhaus nahe des Penthouse, zuletzt im Zweifamilienhaus oben mit riesiger Dachterrasse.

Die Texte geben Einblicke mit einem Augenzwinkern. Beschreiben Erlebnisse und Begebenheiten, mein Umfeld und wie ich lebe.

Beim Erzählen schaue ich meine Gäste an, spreche sie an. Zum Lesen schalte ich das Mikro ein und entführe in eine andere Welt. Die Welt meines Venezuelas.

Der Rolladen ist unten und die Sehnsucht ist erwacht

Der Rolladen ist unten und die Sehnsucht ist erwacht

Am Ende freue ich mich, die Einblicke gewährt, und die ein oder andere Sehnsucht geweckt zu haben.

Die letzten Gäste sitzen gemütlich mit mir zusammen und ich genieße die Bequemlichkeit des Sofas.

Danke an sü, den Kapitän des Hafenjunge, seineszeichens auch Konsul von nonolulu°