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Letting go – getting lost

Montag, Oktober 23rd, 2017

 

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Do you Know what letting go really means? Have you ever made the experience of getting lost?

Not having a day completely scheduled, following rules, behaviors and expectations? Being yourself. It’s the road to explore your very inner self. But you have to let go. No plans. No expectations. Just go. Do you know your inner self or are you afraid of it?

It’s so much what happens within a year. Never take anything for granted. Practice gratefulness. I am grateful for the experiences I made. the people I can call my friends, my family, the love for life.

Feeling the love for life sometimes really can be hard. Accept life’s roller coaster ride. You don’t have to enjoy it. And you don’t have to think always positive. Know your flaws, accept your weakness. Know your strength, feel your heartbeat. Love yourself. Be yourself. Get in contact to your intuition.

This year the desert – and the people I met over there – taught me a lot and I made experiences I would never have thought of. In the scheduled world we hardly never switch off our cellphones, MacBooks and even our mind. If we do so we often do it because it is scheduled.

When was the last day you were off line? Completely analogue. Without a plan. Meditation, Yoga and healthy nutrition is no challenge. A clean reduced home is not an award. Likes on Facebook and Instagram aren’t your friends, aren’t the butterflies in your heart.

The faster our world gets – or better: the faster we make it – the more the yearning for silence, simplicity and coziness grows. Fortunately there are more and more magazines, youtube channels, yoga lessons, blogs and friends who are telling us what we have to do to reach a short moment of arrival. All this stuff is trying to tell us how we get back to our inner self.

Is it really that hard? Don’t you remember being a child? What did you do? What did make you happy? If you wanted to be a superhero you dressed like one and you’ve been it. You had imagination. You had a gut feeling. You had self confidence. You had emotions and showed them. No filter. No hashtag.

As an adult we have to remember where we come from. That means not the origin from a family but as a human on this planet. Planet Earth. We are only a small part, just a grain of dust.

I went to the desert. I opened my mind. I felt my flaws, my pain, my weakness. But I also felt my assets, my love, my strength.

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It was a release. Letting go and getting lost.

 

Miramar – von der Piratenküste nach Kuna Yala.

Mittwoch, Juni 24th, 2015

 

Rough Sea. ich bin schon vor 6 Uhr am Bootsanleger. Klar, dass noch keiner da ist. Aber immerhin klettern die ersten Arbeiter verschlafen aus dem Lastkahn. Beim Abschied hat der alte Mann meine Hand fest gedrückt und gute Wünsche gemurmelt.

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Nach über 24 Stunden kannten mich wohl alle am Anleger. Zur Zeit vor Ort eine schräge Zeit, jetzt im Nachhinein eine große Bereicherung.
Als ich den Kapitän ansprach und nach der Passage fragte, er mich musterte, ich denke in dem Augenblick haben wir uns beide ausgecheckt. Er hätte auch nein sagen können.
Der Kapitän erschien wirklich um 6 Uhr, ging direkt aufs Boot, würdigte mich keines Blicks. Kein Wort. Ich beobachtete ihn. Als ich ihn das erste mal sah, sah ich den Unterschied zu den anderen im Hafen. Durchtrainiert. Kräftig. Wortkarg. Idigeno, wahrscheinlich auch ein Kuna. Er wirkte sehr konzentriert & bedacht.
So auch am Morgen, an dem es von Minute zu Minute heller wird.
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Irgendwann bedeutet er mir, dass es bald losgeht. Der Rucksack wird vorne unter der Plane verstaut. Wenig später balanciere ich an Bord.
Eine kleine Bank in der kleinen Kapitänskabine. Eher ein Unterstand. 3 Sitzplätze. Ich soll direkt neben ihn. Hinter uns die starken Aussenborder. 6 Zylinder. 0644 geht es los. Als er sich kurz bekreuzigt, ist mir kurz mulmig, aber er hat ja Recht. Auch ich weiß, dass die See draußen wild ist. Der Wind hat nicht nachgelassen.
Es zeigt sich, als wir aus der Bucht rausfahren. Es sind noch 2 Männer mit. Der ältere steht hinter uns, der andere jüngere sitzt erst neben mir.
Die Wellen sind so hoch, dass wir immer wieder eine Wasserwand vor oder neben uns haben. Ich denke an die Filme „der Sturm“ oder „All is lost“, an die Überfahrt von Chumphon nach Koh Tao. Ich hatte am ersten Abend der See geopfert. Eine Münze und meine Visitenkarte. Und stets der stille Dialog. Respekt.
Das ca 6-7 Meter Boot pflügt sich durch die Wellen. Der Kapitän IST gut. Wir schlagen nie in ein Wellental, mit laut röhrenden Motoren geht er mit der Dynamik des Meeres. Es kostet viel Kraft.
Die seabeads wirken. Nur anfangs wird mir kurz komisch, ich kontrolliere die Akkupressur und danach geht es besser. Rollercoaster.
Einmal guckt mich der Kapitän kurz an & fragt, ob alles ok ist. Ich spüre seine Verantwortung. Doch es geht wirklich gut. Ich nicke sogar kurz ein, trotz Seegang. So lange und fest wie die anderen aber schlafe ich nicht.
Nach 3 Stunden entlang der Küste unter Meeresmacht geht es durch den äußeren Riffring des San Blas Archipel. Welch Ruhe. Die Fahrt zu El Porvenir dauert dennoch sicher eine halbe Stunde. Dann legen wir an. Ich gebe dem Kapitän das Geld. Mein Rucksack wird ausgepackt. Erstaunlicherweise ist er komplett trocken.
Der Kapitän begleitet mich zur Immigration. Nachdem alle Personalien aufgenommen sind, verabschiedet er sich mit einem leichten Lächeln und „suerte„.
Danke.
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elporvenir
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chichime
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Ein Buch, sein Autor und eine Leserin.

Donnerstag, März 19th, 2015

gottespartitur

 

Warum eigentlich „Die Gottespartitur“ von Edgar Rai?

Ich hätte das Buch wahrscheinlich nie gelesen. Wäre wohl nie drauf aufmerksam geworden außer durch Zufall. Gibt es Zufall? Oder doch nur Schicksal?

Ein Freund von mir wohnt in Lübeck. „Auf der Insel“. Altstadt. Letztes mal hatte es nicht geklappt, deswegen wollte ich dieses Mal auf jeden Fall dabei sein. Bei der Kiesauer Literaturnacht in Lübeck. Dass ich DEN Autor und DAS Buch kennen gelernt habe lag auch nur daran, dass eben er bei T gelesen hat. Und nicht jemand anderes.

Ich war neugierig. Lesungen direkt vom Autor finde ich immer spannend. Wie präsentiert jemand sein Buch? Liest er nur vor? Inszeniert er es? Inszeniert er sich? Wieviel vom Drumherum wird erzählt? Und wie ist das Buch? Werde ich es lesen wollen?

Die Beschreibung des Buchs fand ich interessant. Das Foto vom Autor fand ich nicht so ansprechend. Egal. Ich wollte auf jeden Fall zur Lesung in T’s Wohnung.

 

Mit einer Freundin ging es von Hamburg nach Lübeck, ein entspannter Wochenendausflug. T holte uns am Bahnhof ab und wir legten erstmal die Taschen bei ihm ab. Ein kleiner Stadtrundgang – T setzte uns in einem Kaffee ab, um dann schnell nach Hause zu gehen und den Rest für die Lesung vorzubereiten. Lübeck ist ein schönes Städtchen. Es erinnert mich ein bisschen an Brügge. Wir sind im Zickzack zu T’s Wohnung zurück gelaufen. Und waren mit die ersten, die hochkamen. Und da war er also. Edgar Rai. T hatte schon gesagt, dass er groß ist. Angenehm überrascht war ich, einen Mann zu sehen, der besser als auf dem Foto aussieht. Sympathischer.

 

Die Lesung, der Autor und das Publikum.

25 verkaufte Tickets und ein durchmischtes Publikum. Die meisten älteren Semesters, wenige so um die 40 Jahre. Zum Teil extravagant, zum Teil alternativ, auch ganz normal – auf jeden Fall alle interessiert.

Edgar Rai machte erst eine Einführung, plauderte über das Buch und dies und das – ein sehr angenehmer Einstieg. Sympathisch.

Dann begann er zu lesen. Gute Stimme. Die vorgelesenen Zeilen entführen mich. Lassen Bilder erscheinen. Ich sehe ihn, wie er liest, folge ihm, studiere ihn und gleichzeitig bin ich am Ort des Geschehens in seinem Buch. Immer mal wieder muss ich lachen. Mir gefällt, was ich höre.

Schnell fliegt die Zeit und als er den Part des Vorlesens beendet, spüre ich deutlich in mir den Drang „mehr!“. Ok, das Buch werde ich also lesen müssen.

Fragen und Antworten füllen noch einige Minuten. Sehr spannend. Vor allem für mich, die ich auch schreibe. Wenn auch bisher keine Bücher. Er ist sehr offen und gibt gerne Antwort und Auskunft. Ein guter Austausch zwischen Autor und Zuhörern.

Dass Edgar so eine Buchschreibmaschine ist, ist beeindruckend, wenn auch nicht einschüchternd. Ich sage Edgar, ohne zu wissen, wer er wirklich ist. Der geheimnisvolle Mann mit 4 Künstlernamen.

Nachdem die meisten Gäste gegangen sind, bleiben nur die Gastgeber, der Autor und wir 3 Frauen zurück. Schauen noch kurz unten in der Wohnung vorbei und gehen dann zusammen zum Treffpunkt aller Literaturnacht Beteiligten. Ein Nachtspaziergang durch Lübeck mit weiterem Gespräch mit dem entspannten Herrn Rai.

Im Kartoffelkeller setzen wir uns zusammen an die Ecke eines Tischs und weiter geht die Unterhaltung und der Austausch. Danke nochmals für Wasser und Wein.

 

Das Buch und ich.  

Ich kaufe das Buch wenige Tage später und da ich es nicht mag, immer nur wenige Seiten zu lesen, wartet es ein paar Tage, bis es am ersten richtigen Sonnentag mit mir in den Park geht. Dadurch, dass Edgar einiges vorgelesen hat, habe ich gewissen Vorsprung – einzig den Herzanfall lese ich nach. Dann weiter im Text. Und wie schon beim Zuhören: schnell tauche ich ein. Ich mag den Stil und ich mag, was ich lese, welche Geschichten vor meinem inneren Auge spielen.

Bis zur Hälfte des Buchs komme ich, dann geht die Sonne weg. Wieder heißt es warten. Weil: ich lese ja ungern nur 5 Seiten. Das nächste Wochenende. Und wieder der Sonntag. Schließlich bin ich durch. Bin durch die Literaturwelt gestreift und durch die heiligen Gänge geschlichen. Habe ehrfurchtsvoll alte Handschriften in Händen gehalten und war an zwei Orten gleichzeitig. Die Protagonisten haben Gestalt angenommen. Ich habe mit ihnen den Moment gelebt. Erlebt. Und dann liest man den letzten Satz. Das Buch ist zu Ende. Und langsam kommst du in die Realität zurück. Denkst an die Literaturnacht und an das, was du gerade gelesen hast.

Es lässt mich lächeln. Er lässt mich lächeln. Es ist ein Lächeln, was von innen kommt, etwas Tiefes, Konspiratives hat. Es überfällt einen. Ergreift Besitz von den Lippen, lenkt sie. Ich spüre die Spannung auf den Lippen, die etwas zu trocken sind. So intensiv ist das Lächeln. Wie gesagt: es kommt von innen. Ein gutes Gefühl. Tiefe Zufriedenheit. Der pure Moment.

Ich habe oft gelächelt, während ich das Buch gelesen habe, manchmal auch gelacht. Es hat so einige Sequenzen, die ich mir am liebsten angemarkert hätte.

Ich denke, jeder findet so seinen Moment in dem Buch, der zu ihm passt. Zum eigenen Leben passt. Oder zu den eigenen Träumen passt.

Kopfkino oder Wirklichkeit…

„Sie schiebt sich an ihm vorbei, und dann weiß er, was an ihr sich verändert hat und weshalb er es eben nicht sagen konnte. Es betrifft das Kleid unter ihrem Mantel. Sie trägt es nicht mehr. Er schließt die Tür. Aus dem Bad fällt ein Lichtstreifen ins Zimmer. Von draußen kommt noch eine Prise Halbmond hinzu. Der Rest ist wärmende Dunkelheit.

Sie stellt ihre Handtasche auf den Stuhl, verharrt einen Moment, lässt den Mantel von den Schultern gleiten und ist nur noch von ihren Schuhen und einem schwarzen Seidennegligé bekleidet. Sie lächelt dieses Lächeln, das eine Frau nur hinbekommt, wenn sie sich vor dir entblößt, sich dir darbietet, volles Risiko geht. Die Tat an sich verdient bereits Verehrung und sollte jeden Mann Dankbarkeit lehren.“

 

Und worum geht es eigentlich?

Den Einblick in das Leben eines misanthropischen und übellaunigen Literaturagenten, der wohl etabliert in der Literaturwelt Fäden zieht, umworben und belästigt wird. Es scheint als würde einzig seine Assistentin ihm das (Arbeits-)Leben erträglich machen. Und dann kommt da dieser junge Mann mit diesen diffusen Andeutungen. Erst ignoriert der Agent ihn, doch dann gibt es den Moment, der alles ändert. Und der Literaturagent wandelt sich zum Geheimagent, der sich seiner Jugend erinnert und sich der Herausforderung des Geheimnisses stellt. Weg von der Literaturwelt hin zu einer Art Suche nach dem heiligen Gral. Akribisch folgt er den Spuren, bis er ein ganzes Bild entstehen lassen kann. Er schreibt seine eigene Geschichte, ohne sie zu schreiben.

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http://www.berlinverlag.de/buecher/die-gottespartitur-isbn-978-3-8270-1149-7

 

 

in-between the most wanted pages of a life

Dienstag, Februar 24th, 2015

Hm… doesn’t work with my PAL/NTSC player… must be one of the BETA tapes for broadcasting…

oh wait! no! it’s a book!

Ray_Tape

 RAY COKES

MY MOST WANTED LIFE

ON-SCREEN, OFF-SCREEN AND IN-BETWEEN

THE AUTOBIOGRAPHY

 

An open letter to you, Ray:

Just so deeply devouring your book that I didn’t get any of the intentions of my next to me seated neighbour in train to make me stand up letting her out.

in-between. That’s how it feels like. Or like a dive into the deep sea. I’m just wondering how people do feel/understand your lines who don’t work in creative ways. If you’re a creative mind life is different. It really is. You get more impressions and you see more light and also more darkness. Well – that’s how it feels like to me. I find myself often lost in music, in writing, films, …  Anyone who gets lost has a different perception. And of course also a different sense of self. As a creative mind you have to hog the limelight if you want to achieve applause / an audience. Maybe you have tendency to be more self destructive. Just to tell from my point of view.

You, as writer of „My Most Wanted Life“ telling your story, show the reader of your book more than a sneak through the keyhole. You take the reader by the hand, leading him or her through your hard lived rollercoaster life. It starts quite easy with your youth, the family. Takes one into the kitchens of different hotels and restaurants, makes you travel Europe. Feeling like a punk. Rebellious.

The TV stage enters the scene – the point where the connection of most readers exists. Knowing you by Most Wanted. I absorb the stories while reading. Consume them. The crazy 90s. So much happened in this decade. You give such a personal view into your life. But to me the most important part / conclusion is to tell anyone that it is the past. An important part of your life which had glory inebriated scenes as well as many struggles to fight. Getting this intimate informations makes the reader feeling familiar. Broken heart, crazy times, wild life, searching for your inner self – many know that. Made the experience in their lives.

You show how life can change anytime and that therefore it’s up to anyone to spot and catch the wonderful moments. I always put the nice moments in my treasure chest like a pirate. In bad times I open it, fetch a little glance of those moments and can smile again.

Much more than a reading had been your – well, how to say – presentation of your book on 7th December 2014 in Hamburg. Finally released a few weeks before, you and your book – your life – had been on stage. And as always seeing you on stage: it had been a pleasure. Cheeks and tummy hurting by all the laughing. It is as you tell in your book – as an English guy the jokes on you work fine. You are a god of improvisation and really so easy professional if something doesn’t work on stage or if you have strange acting guests.

The title of your book couldn’t have been better chosen. The much you pull the reader into your life the more you keep the distance of an English gentleman.

And I do guess it is because you clearly say that the past times are past – and you just open the curtain for your audience what to look for.
Well then… looking for it!

Wishing you all the best, always nice audiences, collecting wonderful fulfilling public and private moments. Wherever it takes you…

Thank you for writing this book.

Pornöse Puschel – Ein Plädoyer für eigene Weihnachten.

Dienstag, Dezember 9th, 2014

Es ist jedes Jahr das Gleiche. Ich habe Geburtstag und die meisten meiner Freunde sind nicht da. Das war schon immer so. „Nee, da muss ich zu meiner Oma“, „Da sind wir bei meiner Tante“, „Wir sind Skifahren“ oder oder oder.
Wer Weihnachten Geburtstag hat, hat einfach „g’schisse“.

Mein Geburtstag ist immer am 26. Dezember. Man gewöhnt sich dran. Man gewöhnt sich dran, dass immer Weihnachten ist, und dass man eigentlich kaum feiern planen braucht, weil ja eh keiner da ist. Dennoch ist der Geburtstag aus Protest irgendwie auch der wichtigste Tag im Jahr für mich und deswegen versuche ich ihm und mir auch immer eine Nische zu schaffen, die wir nur für uns haben und die ganz besonders ist. Eins kann ich sagen: 1999 nach Lothar mit dem Zug noch von KA nach S zu fahren, war keine gute Idee. Überhaupt hat mein Geburtstag auch gerne Naturkatastrophen zur Folge. Den Tsunami 2004 habe ich in Venezuela im Fernsehen gesehen. Nicht minder schockiert.
Es soll hier auch gar nicht um meinen Geburtstag gehen. Es geht nur um meinen Geburtstag, weil der an Weihnachten ist und weil ich deswegen auch Weihnachten anders sehe.

Wie das so ist als Winterkind und erst recht als Weihnachtskind: man will irgendwann seinen Geburtstag in der Sonne feiern. Am besten am Strand. Hab ich ja dann auch gemacht. Ob das schon 2003 war oder 2004 weiß ich nicht mehr. Jedenfalls: ich war weg von „zuhause“. Das „zuhause“, was ich in Anführungszeichen setze, weil es das alte Zuhause bezeichnet. Da, wo die Eltern wohnen, da wo man aufgewachsen ist. Da, wo vielleicht noch ein paar alte Freunde wohnen und da wo – zumindest zu Studienzeiten – sich die alten Freunde in der alten Stammkneipe treffen.
Zuhause. Zuhause das ist aber schon seit ich ausgezogen bin, da, wo ich gerade wohne. Am Anfang war das noch nicht so gefestigt, aber nach 18 Jahren nicht mehr „zuhause“ sieht das schon lange anders aus. Seit 11 Jahren wohne ich jetzt – mit Unterbrechung von 3 Jahren Venezuela – in Hamburg. Hamburg ist meine Homebase. Hamburg ist meine Heimat.

Ab dem ersten Weihnachten, was mein eigenes Weihnachten war, in der Ferne, habe ich das eigene Weihnachten sehr zu schätzen gelernt. Klar vermisst man auch ein paar Sachen, aber das mit Oma vor der Bescherung spazieren gehen und leuchtende Weihnachtsbäume zählen gibt es eh schon lange nicht mehr. Und Nähe besteht auch nicht durch Kilometer, sondern hauptsächlich durch Gefühl. Mir kann jemand näher sein, der 8.000 km weg ist als jemand, der im gleichen Raum ist.

Eigenes Weihnachten in meiner jetzigen Heimat, also Hamburg, gab es zuerst vor 7 Jahren.  Es war ein Weihnachten mit meinem besten Freund und einem Weihnachtsverweigerer. Wir haben eine exorbitante Summe im großen Supermarkt gelassen und haben alles eingekauft, worauf wir Bock hatten. Wir haben mit Ach und Krach am 24. noch einen Weihnachtsbaum bekommen. Mafia-Ole. Er hat den Namen bekommen, weil seine Füße im Eimer wie einbetoniert waren und er so gefroren war, dass er erstmal wie gefesselt blieb, als wir das Netz abgemacht haben.

 

Eigene Weihnachten ist Spaß haben und auch Traditionen mischen. Sich von den Familien erzählen und was man mag und was nicht. Den Baum so schmücken wie man will. In unserem Fall mit den pornösen Puschelkugeln.

Eigene Weihnachten ist Freundschaften vertiefen und bewusst erwachsen sein.

Eigene Weihnachten ist, die Familie in der alten Heimat trotzdem nah zu haben durch Geschenke und Telefonate.

Eigene Weihnachten rulez.

Dieses Jahr ist in einem Monat schon wieder mein Geburtstag und die Tendenz, wieder eigene Weihnachten zu machen, ist hoch. Ich feier auch immer wieder gerne mit meinen Eltern und einem meiner Brüder oder fahr zum anderen Bruder nach Berlin und feier da, aber so ein eigenes Weihnachten ist immer was anderes.

Ich werde dieses Jahr wohl am 24. auch wieder arbeiten müssen. Und an dem Tag dann noch 5 Stunden in den Süden fahren? Eher nicht. Eben auch weil ich in der alten Heimat kaum noch jemand als Freund habe. Weil mein Lebenszentrum HH ist. Vielleicht ist auch Weihnachten woanders. Wien. Berlin. Ich weiß es noch nicht. Ich weiß nur, dass der 26. wieder für mich mein Tag ist. Und dass da wieder viele meiner auch inzwischen über 40jährigen Freunde „zuhause“ bei ihren Eltern sein werden. Das kann ich zum einen verstehen, zum anderen finde ich es schade, wenn man keine eigene Weihnachtskultur aufbaut. Es verlangt nur etwas Mut, das mit dem eigenen Weihnachten anzufangen. Aber macht man es, dann kauft man so viel ein, dass man es kaum tragen kann, schleift einen Baum durch den Park und die 4 Stockwerke hoch, hört das Feuer in den Öfen prasseln und sieht schließlich Mafia-Ole oder einen anderen eigenen Baum in der Ecke stehen und die Geschenke darunter liegen.

Also: Cheers auf die Weihnachtszeit. Überlegt euch gut, wo und mit wem ihr feiert.