/// Schreibstube

Save your soul – you lost it.

Dienstag, November 22nd, 2011

Kaispeicher A. So hießt du mal.

Kaispeicher A, das warst du mal. Jetzt bist du nur noch eine leere Hülle, ein Sockel, der der teuersten Baustelle Hamburgs Halt bietet. Die Idee der Elbphilharmonie ist groß, und hoch ragt inzwischen die Welle empor, einzig immer noch klafft eine offene Wunde in ihrer Mitte.

Der Stapel der Zeitungsartikel, die sich mit der Kostenexplosion beschäftigen, wachsen und wachsen. Verstummt sind die Anmerkungen, dass das Opernhaus in Sydney auch weitaus mehr verschlang als im ersten Kostenvoranschlag. Die Idee der Elbphilharmonie war groß. Ich sage war, denn auch wenn die Glasfassade nicht bröckelt, dann haben doch die Visionen und Bilder der Befürworter inzwischen Risse und Knicke bekommen. Der Architekt de Meuron äußerte sich in der letzten Woche kritisch und trug seine Ansichten vor dem Senat vor. Es ist von zu straffen Zeitlimits in Bezug auf die Frühpläne für die Architekten genauso die Rede, wie Bausünden, die Hochtief begonnen hat. Es gleicht einem schwarzer Peter Spiel auf offener Bühne, was das Volk, einem Tennisspiel gleich, die Köpfe von der einen Seite zur anderen Seite drehen lässt. Mal hier mal da. Wer hat nun Recht in dieser Posse und wieviel schluckt der Schlund noch? Der Schlund der Harmonie an der Elbe.

Kommt man in der Dunkelheit an die Ecke, so sieht man sie, deine einst so mächtigen Mauern. Deiner Kraft beraubt sollst du nun dieses große Philharmonie-Schiff tragen wie Atlas die Erde. Doch die Dunkelheit schluckt deine Last und fast kommt es einem so vor, als gäbe es nur dich. Doch der Bauzaun hält mich ab, zu dir vorzudringen und überhaupt wirkst du jetzt mehr wie ein Legoklötzchen im Großformat – ausgespuckt auf den groben Asphaltteppich neben frisch gegossenen Betontreppen. (Wenigstens sind diese vom urbanen Leben schon gezeichnet, die Spuren der Skater zeigen sich in gewachsten Kanten.) Und du? Deine Rampen fehlen, die Gleise, das alte Kopfsteinpflaster zwischen dem sich Grün hervorwagte. Deine Luken sind verschwunden und du bist in wahrem Worte dem Erdboden gleich gesetzt.

Vorbei die Zeit der Brache um dich, als man noch bis vor an deine Spitze gehen konnte, vorbei an den alten Kränen, und den Atem des Hafens aufsaugen. Vorbei die Zeit, als man durch Parties in dein wohl gehütetes Inneres kam und sich dort über Ebenen hinweg nahezu verlaufen konnte. Geschluckt von deiner Stärke. Isoliert von der Außenwelt. Du warst Kulisse für Geschichten, die sich ins Leben geschrieben haben. Warst ein Ausdruck der Ruhe. Ein stolzer Koloss. In der Nähe der Kehrwiederspitze. Es ist ein Synonym für den Hafen, die Sehnsucht, die Freiheit und die Heimat. Kehr wieder. Komm zurück. Zurück nach Hamburg. Zurück zu mir.

Für dich als Kaispeicher A gibt es kein zurück mehr. Es sind andere Visionen, die du jetzt füttern sollst. Füttern als Atlas der gläsernen Welle, der Kultur und Gäste inwohnen sollen. Dein Inneres wird die Fahrzeuge schlucken und falls die Elbphilharmonie je fertig gestellt wird, werden die Leute dir auf deinem neuen Dach lang promenieren. Aufs Dach steigen kann dir niemand mehr. Du wurdest entkernt. Lange waren etliche blaue Stützen dein einziger Halt. Jetzt wahrst du die Fassade der alten Geschichten. Und eins deiner „A“ ist jetzt wie eine Trophäe im schwarzgläsernen Infowürfel an den Magellan-Terrassen ausgestellt und wacklige Schwarzweiß-Filmchen lassen deine Historie erscheinen. So war es mal. Und so blieb es, auch wenn du längst mehr kein aktiver Speicher warst.

Am Tag wirst du von deiner Last erschlagen, sie hat sich längst ihren Platz in der Stadtkulisse erobert. Steigt man in der Botschaft nonolulus aufs Dach, dann sieht man dich sogar auch schon.

Einzig in der Nacht lässt du noch die alten Geschichten aufflackern und scheinst dich gegen deine neue Bestimmung aufzubäumen. Vielleicht neigt die Baustelle deswegen zur Unvollendeten zu werden…

Beflügelt: Die Post vor Weihnachten.

Freitag, November 11th, 2011

Der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt ist nahezu fertig aufgebaut. Einzig Dekoschnee, ein paar Engel und Rentiere und „Ho Ho Ho“ fehlen noch. Und die Tannenbäume müssen noch vom Stapel gelassen und aus ihren Netzen geschnitten werden.
Die Kaufhäuser haben schon auf Weihnachtstüten umgestellt und auch der ein oder andere Dekoweihnachtsbaum lungert schon in der Ecke rum. In den Büros werden Termine für die Weihnachtsfeier geblockt.

Zeit auch schon, sich Gedanken über die WEIHNACHTSKARTEN zu machen. Und da kann ich nur eins sagen – und ich darf das, schließlich bin ich ein Christkind – Leute, Hände weg von den Standard-Karten, die jeder Weihnachtskartenkatalog jedes Jahr zeigt nur mit anderer Jahreszahl.
Was ist Weihnachten? Alle reflektieren und werden sentimental. Und viele kommen wenigstens einmal im Jahr – und zwar um Weihnachten rum – auf die Idee, Danke zu sagen.

Meine Empfehlung: Sich Zeit nehmen. Gedanken machen. Ideen aufschreiben. Und dann keine perfekte, aber eine persönliche Weihnachtskarte rausschicken.

So wie unser Mafia-Ole letztes Weihnachten. Kein perfekter Weihnachtsbaum, aber unser persönlicher.

Anfeuern!

Donnerstag, November 10th, 2011

Da die Klimaumstellungen im Alltag in immer größere Parabeln tendieren, weil auf nonolulu° bisher nicht geheizt wurde, in anderen Arbeits- und Wohnstätten aber sehr wohl und sehr sehr, wird heute nach erfolgreichem Kohlenholen angefeuert.

Fortan begleitet mich wieder das Flammengeräusch, das Rumpeln der Kohlen, wenn sie im Ofen vor Glut zerbrechen. Das Treppenhaus wird wieder in den feinen Staub der Asche gehüllt und an mir und meiner Kleidung wird sich der ein oder andere schwarze Kohlenstaubstreifen nicht immer verhindern lassen.

Der Winter kann kommen.

Außenalster. // An der Reling.

Montag, November 7th, 2011

Der November wird seinen Klischees gerecht. An diesem Sonntag hüllte er sich in Dunst und verschleierte so die Kulisse der großen Stadt. Geht man ans Wasser, dann trifft man schon auch noch die Laufenden, aber die Spazieren Gehenden sind weitaus weniger.

Ich habe einen Platz gefunden – unweit des Schwanenwik – an dem kaum ein Spaziergänger vorbeikommt und auch kein Sportler den Weg nimmt. Es ist eine kleiner Platz direkt am Wasser. Es ist, als hätte man die ganze Alster für sich. Ungestört stehe ich dann an meiner Reling, die Umweltgeräusche durch den Kopfhörer ausgeblendet, das Wasser zu meinen Füßen und den Wind im Gesicht.

Ruhe kehrt ein.

Kei konā te whakaaro

Mittwoch, November 2nd, 2011

Innerhalb von 2 Tagen haben die Bäume fast all ihre Blätter verloren. Und heute morgen war es richtig novemberig. – Die Hotels am Steindamm waren nur durch ihre diffusen Lichter durch den Nebel auszumachen.

Deswegen, und weil ich vor einem Jahr 12 Stunden voraus war und in den Frühling schritt, einfach nur das Wecken des Bewusstseins:

Immer hungrig bleiben. Und: